Hausbesuche

Die Phase der Hausbesuche hat Mitte Mai begonnen und über die Hälfte der Besuche liegt nun hinter uns. Nun ist es an der Zeit ein wenig darüber zu berichten...

Vor jedem Hausbesuch erhält das Gastgeber-Kind einen orangen Zettel. Auf diesem trägt es die Kinder, die es einladen will, sowie Regeln für den Besuch ein. Das Gastgeber-Kind darf insgesamt 5 Kinder zu sich nach Hause einladen. Dabei ist es wichtig auch Kinder einzuladen mit denen man bisher nicht so viel zu tun hat, um sich untereinander besser kennen zu lernen. Deswegen dürfen 1 FreundIn und 4 Kinder, die noch nie zu Besuch waren, eingeladen werden.
Die vom Gastgeber-Kind aufgestellten Regeln beziehen sich auf Dinge, die während des Besuchs erlaubt oder verboten sind und lauteten beispielsweise so:

Erlaubt
  • Man darf mit meinem Spielzeug spielen
  • Essen und Trinken
  • Auf mein Hochbett klettern
Verboten
  • toben und schreien
  • Auf dem Bett von meinen Eltern springen
  • Mein Lego umbauen
In der gemeinsamen Kreiszeit werden die Kinder, die zum Hausbesuch eingeladen sind, vorgelesen und die aufgestellten Regeln vom Gastgeber-Kind vorgestellt.

Vor den Besuchen sind die Kinder sehr aufgeregt und freuen sich bereits Tage zuvor auf den anstehenden Besuch – egal, ob sie Gastgeber oder Gast sind.
Es ist deutlich zu beobachten, wie mit Beginn der Hausbesuche auch das Interesse der Kinder selbst besucht zu werden, gestiegen ist, so dass sich in dieser Gruppe fast alle Kinder in die Liste für die Hausbesuche eingetragen haben.
Mir ist es wichtig, dass jedes Kind innerhalb der Gruppe mindestens einen Hausbesuch als Gast miterlebt. Deswegen kam es vor, dass ich bei der Auswahl der Kinder regulierend eingegriffen habe, da einige Kinder sehr häufig eingeladen wurden und andere Kinder zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Dies geschah selbstverständlich nicht vor der gesamten Gruppe, da ich den orangen Zettel bereits vor allen Kindern mit dem Gastgeber-Kind bespreche.
Auch der Gruppe ist aufgefallen, dass einige Kinder sehr oft eingeladen werden - bisher habe ich aber nicht das Gefühl, dass dies ein schwerwiegendes Problem für sie darstellt. Trotzdem ist die Freude über eine Einladung natürlich immer sehr groß!

Die Dauer eines Hausbesuchs beträgt jeweils 1 Stunde zuzüglich der Hin- und Rückwege. Die Kinder haben häufig zurück gemeldet, dass ihnen die Zeit in den Gastgeber-Familien zu kurz ist. Ansonsten war die Resonanz durchweg positiv!

Während der Besuche führt das Gastgeber-Kind die Gäste durch die Wohnung und zeigt für sie/ihn wichtige Orte, Spielzeuge oder Besonderheiten. Anschließend sitzen die Kinder meist mit den anwesenden Familienmitgliedern des Gastgeber-Kindes und uns beim gemeinsamen Essen und Trinken.
Für die Kinder war es in diesem Zusammenhang oftmals interessant was es in den Familien zu Essen gab, da es für die Kinder teilweise ganz neue Speisen waren. Und auch die Rituale innerhalb der Familien waren für die Kinder zum Teil neu und spannend, wie zum Beispiel das Sprechen eines Gebets vor und nach dem Essen.

Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie sich die Kinder innerhalb ihrer eigenen Familie, aber auch als Gast-Kinder verhielten, da auch ich sie teilweise von einer neuen Seite kennen lernte – dies ging beispielsweise damit einher, dass sie mit ihrer Familie in einer anderen Sprache kommunizierten; scheinbar schüchterne Kinder deutlich aufgeschlossener waren; perfekte Manieren zum Vorschein kamen etc.

Es war definitiv zu beobachten, dass die Gastgeber-Kinder bei den Besuchen sehr stolz und auch ein bisschen gespannt waren, wie die Kinder auf ihr Zuhause reagieren. Auch für die Gastkinder war es ein Erlebnis zu sehen, wie die anderen Kinder wohnen. Außerdem war es toll Spielzeug benutzen zu dürfen, welches man selbst nicht hat. Die Kinder und ich kamen so beispielsweise in den Genuss ganz neue Spiele mit bekannten Materialien kennenzulernen (z.B. Murmeln) oder mit Musikinstrumenten zu experimentieren. Dies führte sogar dazu, dass Instrumente von der Familie ausgeliehen wurden und eine "Bandprobe" im Schülerhaus stattfand.

Während der Besuche fragten auch einige Gast-Kinder bei den Familien nach, ob sie noch ein anderes mal zu Besuch kommen dürften. Das ein oder andere Gastgeber-Kind wollte gerne ein zweites Mal besucht werden. An dieser Stelle teilten die Eltern und ich den Kindern mit, dass es ja auch außerhalb des Familienprojektes die Möglichkeit des gegenseitigen Besuchens gäbe. Dass auch Kinder, die bisher wenig Kontakt hatten, den Wunsch äußern sich gegenseitig zu besuchen und dies zum Teil auch schon nach den Hausbesuchen umgesetzt haben, ist für mich ein toller Erfolg des Projektes.
Auch ich habe das Gefühl, dass ich vor allem durch die Hausbesuche einen besseren Kontakt zu den Eltern aufbauen und einen großen Schritt in die Lebenswelt der Kinder machen konnte.

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